Mein Binkerl, das ich trage

Veröffentlicht am 28. März 2025 um 10:16

Manchmal schleppen wir mehr mit uns herum, als eigentlich notwenig ist...

Letztens hatte ich starke Schulter- und Nackenschmerzen, so dass ich mir eine Massage gönnte. Begleitet von den gekonnten Griffen der Expertin, die meine Verspannungen und Blockaden lockerte, ergab sich eine Unterhaltung über mögliche Ursachen, die mich zum Nachdenken brachte.

„Wie schwer ist eigentlich Ihre Handtasche? Wechseln Sie beim Tragen manchmal die Seite? Oder könnten Sie sich vorstellen, öfters stattdessen einen Rucksack zu verwenden?“, warf sie ein. Ja. Schwer ist sie wirklich, meine Tasche. Und ob ich tatsächlich immer alles brauche, was ich da mitschleppe, wage ich zu bezweifeln. Alles, was ich reinstopfe, hat Gewicht. Für sich gesehen vielleicht nicht so viel, aber es summiert sich, lastet auf meiner Schulter. Und wenn ich ehrlich bin: immer auf derselben Schulter.

Im Leben ist es oft ähnlich: Wir sammeln Vorstellungen, Erwartungen, Glaubensätze, innere und äußere Ansprüche, Werte und Hoffnungen, …und stopfen diese in ein inneres „Binkerl“, ein Päckchen, mit dem wir auf Wanderschaft durch unser Leben spazieren. Vieles davon ist gut und notwendig. Genauso wie auf einer Wanderung Trinken und Stärkung notwendig ist, ein Regenschutz und eine Wanderkarte unerlässlich sind, brauchen wir Werte, Ziele und Prägungen, die uns stärken und leiten.

Und dennoch ist es wichtig, ehrlich und neugierig in dieses „Binkerl“ zu schauen: brauch ich das wirklich? Jetzt? Oder war das mal notwendig, unter anderen Umständen. Ähnlich wie die Fellhandschuhe, die im Winter hervorragende Dienste leisten, im Sommer geradezu absurd sind.

Was darf ich auspacken? Was darf später mit, aber aktuell nicht? Welche Dimension ist angebracht, angemessen oder notwendig? Ein Pflaster, ein kleines Erste-Hilfe-Set oder der gesamte Medikamentenkoffer? Und wie verteile ich die Last, die im „Binkerl“, in der Tasche oder im Rucksack bleibt? Kann ich es zeitweise abstellen, jemanden anderen beim Tragen helfen lassen?

Machen wir öfters Bestandskontrolle – in unseren Gedanken, Plänen, Wünschen, nicht zuletzt in unseren Herzen. Und gern auch ganz konkret in unseren Taschen und Rucksäcken. Damit wir selbstwirksam leben, und nicht gelebt werden.

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